Chirurgische Schule Universitätsklinikum Ulm
Hans G. Beger hat mit Übernahme der chirurgischen Universitätsklinik Ulm 1982 bis über sein Ausscheiden aus dem Dienst der Universität 2002 hinaus eine Chirurgische Schule Ulm begründet.
Die Chirurgische Schule Ulm ist eine der erfolgreichsten deutschen Chirurgenschulen mit nationaler und - mehr noch - internationaler Ausstrahlung und Anerkennung. Bis 2017 sind aus der Chirurgischen Schule Ulm 28 Chefärzte an deutschen Kliniken hervorgegangen. Drei deutsche Lehrstuhlinhaber haben ihre prägende Ausbildung an der Chirurgischen Klinik der Universität Ulm erhalten: M.W. Büchler, Universität Heidelberg; H. Friess, Klinikum TU München und W. Uhl, St. Josef-Hospital, Bochum. R. Bittner ist ein weltweit anerkannter Hernienchirurg, der aus der Ulmer Chirurgischen Universitätsklinik hervorgegangen ist. Über die Leistenhernienchirurgie hinaus ist Bittner zu einem Führer im Bereich der minimalinvasiven Bauchchirurgie geworden.
Neues Chirurgisches Universitätsklinikum Ulm, Oberer Eselsberg
Im Rahmen der Humboldt-Stiftung und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes wurden fünf japanische Chirurgen und sechs chinesische Chirurgen in Ulm über längere Zeit in Klinik und Forschung ausgebildet. Fünf ehemalige Ulmer Fellows leiten in ihrem Land chirurgische Universitätskliniken: T. Imaizumi, Tokai University Japan (HPB Surgery); J. Naranjo-Chavez, Colima University Mexico (General Surgery and Transplantationschirurgie Pankreas/Niere); Yang Yinmo, University First Teaching Hospital Beijing; China (General Surgery plus HBP Surgery); Catalin Vasilescu, Fundeni Clinical Institute, Universität Bukarest, Rumänien (Minimainvasive Chirurgie); Naoki Hiki, Tokyo Cancer Center, Japan (Magenchirurgie).
25 Studien sind zwischen 1982 und 2002/2007 aus der Ulmer Chirurgischen Universitätsklinik publiziert worden:
- 11 randomisierte kontrollierte prospektive Studien (RCTs)
- 5 internationale prospektive kontrollierte Multicenterstudien und
- 9 prospektive kontrollierte Kohortstudien.
Die weltweit erste kontrollierte Studie zur Bewertung der minimalinvasiven Chirurgie bei Gallensteinerkrankungen wurde von R. Kunz 1992 publiziert (Laparoskopische Cholezystektomie vs. Minilabcholezystektomie; Der Chirurg 1992). Eine Auswertung der 100 Zitierklassiker zum Thema Akute Pankreatitis zwischen 1956 und 2011 ergab, dass die Chirurgische Klinik Universität Ulm vor fünf amerikanischen Universitäten den Spitzenplatz der Zitierungen erreichte.
Im Bereich der chronischen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Chronische Pankreatitis) haben Ulmer Beiträge bis heute Schrittmacherfunktion geleistet. Die duodenumerhaltende subtotale Pankreaskopfresektion bei chronischer Pankreatitis hat sich national und international Anerkennung erworben und gilt heute als eines der Standardverfahren. Im Bereich des Krebses der Bauchspeicheldrüse sind wesentliche Ergebnisse in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Institute for Cancer Prevention, Walhalla/New York durch Arbeiten über Rauchen und Pankreaskarzinom sowie durch Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg über Eteno-DNA-Aducts und Pankreaskarzinom publiziert worden. Durch Gründung der European Study Group for Pancreatic Cancer (ESPAC), gegründet von Hans G. Beger 1991 an der Universität Ulm, ist die adjuvante Chemotherapie des Pankreaskarzinoms als Standardbehandlung weltweit akzeptiert.
Die Weiterentwicklung der duodenumerhaltenden Pankreaskopfresektion zur duodenumerhaltenden totalen Pankreaskopfentfernung bei gutartigen zystischen Neoplasien und neuroendokrinen Tumoren ist aus der Ulmer Klinik eine präventive Operationstechnik zur Behandlung von gutartigen Pankreaskopftumoren, die sich zu Krebserkrankung entwickeln können, eingeleitet worden.
Altes Chirurgisches Universitätsklinikum Ulm, Safranberg bis 2012
Drei Ulmer Chirurgen waren bei einer Auswertung des Web of Science und Web of Knowledge im März 2013 die am meisten zitierten deutschen Allgemein- und Viszeralchirurgen: MW Büchler; HG Beger und H Friess. Im Bereich der akuten Pankreatitis ist durch die Arbeit von HG Beger et al., publiziert in Gastroenterology 1986, erstmals die bakterielle Translokation von Darmbakterien in die Blutzirkulation und in die Bauchspeicheldrüse beschrieben worden. Diese Arbeit war zwischen 1987 und 1993 die meistzitierte Arbeit aus einer deutschen Allgemein- und Viszeralchirurgischen Universitätsklinik.
Der Chirurg
Prägung durch seine Lehrer Professor Dr. E.S. Bücherl (Direktor des Klinikums Charlottenburg der Freien Universität Berlin) und Prof. Ben Eiseman, Lexington, Kentucky sowie Prof. Tom Starzl, Denver, Lebertransplantation
Das chirurgische Handwerk hat Hans G. Beger in Tierversuchen bei Leber-, Lungen-, Herz- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen erworben. Seine obersten Prinzipien als klinischer Chirurg sind:
- ‚Der Patient ist Partner, der Hilfe in der Not sucht und nicht Kunde.
- „Chirurgische Therapie muss helfen und heilen“
Während seiner Zeit als Abteilungsleiter für Abdominalchirurgie im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität Berlin von 1975 – 1981 und als Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik Ulm mit Schwerpunkt in der Allgemein- und Viszeralchirurgie hat Beger persönlich über 2.000 Operationen an der Bauchspeicheldrüse ausgeführt und mehr als 10.000 Operationen im Bereich Allgemein- und Bauchchirurgie ausgeführt. Den internationalen Stand der chirurgischen Therapie der Bauchspeicheldrüse hat Beger durch drei neue Operationsverfahren, die sich weltweit durchgesetzt haben, beeinflusst:
- bei nekrotisierender Pankreatitis die Nekrosektomie und Bursalavage
- zur Therapie der chronischen Pankreatitis die Duodenum erhaltende subtotale Pankreaskopfresektion
- bei gutartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse (zystische Neoplasien und neuroendokrine Tumore) die Duodenum erhaltende totale Pankreaskopfresektion
Videos über Duodenum-preserving pancreatic head resection/Beger-OP
Video I: Duodenum-preserving subtotal pancreatic head resection for inflammatory tumors in chronic pancreatitis
Video II: Duodenum-preserving total pancreatic head resection with segment resection of the peripapillary duodenum and the intrapancreatic segment of the common bile duct for benign tumors of the pancreatic head (IPMN, MCN, SCA, SPN), including carcinoma in-situ and low-risk malignant tumors of the papilla, duodenum and prepapillary common bile duct